Als die Portugiesen nach der „Nelkenrevolution“ 1974 ihre Kolonien gar nicht schnell genug loswerden konnten, haben sie wenig Gutes hinterlassen: Eine zu schwierige Sprache, zu wenig Infrastrukturinvestitionen, aber dafür ganz viel Bürokratie. Beispiele gefällig?
Bei der Anmeldung in einem staatlichen Camp werden erst alle Informationen aus dem Reisepass abgeschrieben, erst bei der Einfahrt, dann nochmal bei der Rezeption – und dann wird der Pass zur Sicherheit nochmal fotokopiert. Die Rechnung wird ausgedruckt, für den Gast aber nicht einfach fotokopiert, sondern per Hand abgeschrieben, zweimal gestempelt und unterschrieben. Oder an der Grenze: Bei der Bezahlung der Straßenbenutzungsgebühr erhält man nicht einfach eine Quittung, sondern ein Dokument mit drei Blättern – und das in zweifacher Ausfertigung, eines für den Nord- und eines für den Südteil des Landes. Und weil wir als Deutsche zu den eher seltenen Immigranten gehören, werden unsere Pässe nicht einfach gestempelt, sondern wandern zum Ober-Grenzoffizier. Der will unbedingt wissen, wo wir übernachten. Wir nennen ein Hotel in Beira, wo uns eine befreundete NGO für einen Projektbesuch unterbringen will, aber noch nichts gebucht hat. Schon verdächtig, dass wir keine Buchungsbestätigung haben. Wir sollen eben mal anrufen. Es folgt hektisches Mails checken, Google fragen, Reiseführer durchblätter. Und als wir endlich eine Nummer haben, ist sie stillgelegt. Noch mehr verdächtig. Es folgt ein zweistündiges Schmoren auf dem Sünderbänkchen. Er hat uns inzwischen vergessen, kassiert 45 USD für eine uns unbekannte, auf der natürlich zweifach abgestempelten Quittung unleserliche oder unverständliche (Portugiesisch!) Dienstleistung, fragt dann so, als ob wir uns gerade zum ersten Mal sehen, wo wir übernachten. Wir nennen ein Camp im Nationalpark. Er nickt. Wir können einreisen.
Nach manchem Grenzübergang in Afrika schätzt man das Schengen-Abkommen in der EU erst wirklich.


When the Portuguese couldn’t get rid of their colonies quickly enough after the their Revolution in 1974, they left little good behind: A language that was too difficult, too little infrastructure investment, but plenty of bureaucracy. Want some examples?
When registering at a state camp, all the information is first entered from the passport, first at the entrance, then again at reception – and then the passport is photocopied. The invoice is printed out, but not simply photocopied for the guest, but copied by hand, stamped twice and signed. Or at the border: when you pay the road toll, you don’t just get a receipt, but a document with three sheets of paper – in duplicate, one for the northern and one for the southern part of the country. And because we Germans are among the rarer immigrants, our passports are not simply stamped, but go to the chief border officer. He really wants to know where we are staying. We name a hotel in Beira where a friendly NGO wants to put us up for a project visit but hasn’t booked anything yet. It’s suspicious that we don’t have a booking confirmation. We should give them a call. This is followed by a flurry of checking emails, asking Google, flicking through travel guides. And when we finally get a number, it is cancelled. Even more suspicious. This is followed by two hours of ignoring us. After this he has forgotten us in the meantime, collects 45 USD for a service we don’t recognise, incomprehensible on the receipt (Portuguese!), which is of course stamped twice, then asks where we are staying for the night as if we are seeing each other for the first time. We name a camp in the national park. He nods. We can enter the country.
After some African border crossings you love the EU.
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